Tradition trifft Moderne: Straßenbahnerfahrung seit 1892

Als zweite Stadt Deutschlands erhielt Gera 1892 eine elektrische Straßenbahn. Und noch heute - vier Gesellschaftssysteme, zwei Weltkriege und drei Währungen später - setzt Gera auf diese moderne und umweltfreundliche Infrastruktur.

Entdecken Sie auf den folgenden Seiten die wechselvolle Geschichte des öffentlichen Nahverkehrs in Gera, der über die Straßenbahnen hinaus auch von Omnibussen und Oberleitungsbussen geprägt wurde und wird.

Die 2010er Jahre

Unerwartete Wendung

Im September 2010 begann die Trassenerneuerung im Bereich zwischen Elsterforum und Steinweg, nachdem Bund und Land grünes Licht für diese dringende Teilmaßnahme aus dem Stadtbahnprogramm Stufe II gaben. Seit Monaten konnten die Bahnen auf den völlig verschlissenen Gleisen nur noch mit verringerter Geschwindigkeit fahren. Im Mai 2011 wurde mit der Rasengleistrasse „Hinter der Mauer“ das erste Teilprojekt des Stadtbahnprogramms II abgeschlossen. Den offiziellen ersten Spatenstich für den Neubau der Stadtbahntrasse nach Langenberg setzten am 12. April 2013 Thüringens Verkehrsminister Christian Carius mit Dr. Dieter Glück vom Bundesverkehrsministerium sowie Oberbürgermeisterin Dr. Viola Hahn.

Bereits seit 12. Dezember 2010 ist der GVB Mitglied im Verkehrsverbund Mittelthüringen (VMT). Das gesamte Tarifsortiment des VMT ist nun auch bei der GVB erhältlich, Tarifbestimmungen und Beförderungsbedingungen sind einheitlich. Das ist für Fahrgäste eine immense Verbesserung, da Tickets nun übergreifend im Stadtverkehr und Regionalbahnen gelten. Aus Unternehmenssicht ist der Beitritt zum Verkehrsverbund ebenfalls ein wichtiger Schritt: Das Land fördert die notwendigen Investitionen zu 75 Prozent, sodass die in wenigen Jahren ohnehin fällige Modernisierung von Kassensystemen, Fahrscheinautomaten und -entwertern nun vorgezogen und für ein Viertel der Kosten umgesetzt werden konnten. 

Nachdem am 27. Juni 2014 gestellten Insolvenzantrag der Stadtwerke Gera AG bekam auch der GVB als 100-prozentige Tochter der Stadtwerke finanzielle Probleme. Am 3. Juli 2014 wurde ein Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens gestellt, am 1. Oktober wurde das Insolvenzverfahren über das Vermögen der GVB eröffnet.

Zum Insolvenzverwalter wurde Herr Rechtsanwalt Dr. jur. Michael Jaffé, München, bestellt.

Ins neue Jahrtausend

Wieder drei Straßenbahnlinien in Gera

Der Jahrtausendwechsel brachte für die GVB eine Zeit großer Bautätigkeit und Modernisierung, die 2006 mit der Eröffnung der Stadtbahnlinie 1 einen vorläufigen Höhepunkt fand: Endlich hatte Gera wieder drei Straßenbahnlinien. Dieses wohl ehrgeizigste Bauprogramm in der Geschichte der GVB brachte der Geraer Stadtrat am 31. Mai 2001 auf den Weg: Den Neubau einer sechs Kilometer langen Stadtbahntrasse zwischen Zwötzen und Untermhaus. Nach dem symbolischen ersten Spatenstich durch Bundesverkehrsminister Kurt Bodewig am 20. August 2002, wurde die neue Stadtbahnlinie am 3. November 2006 feierlich eröffnet. Als letzte Teilstücke wurden die Verknüpfungsstelle Hauptbahnhof/Theater und die „Stadtbahnbrücke“ über die Elster an der Endhaltestelle Untermhaus im April 2007 pünktlich zur Bundesgartenschau in Gera und Ronneburg freigegeben. Insgesamt investierte der GVB mit Fördermitteln von Bund, Land und Europäischer Union 57 Millionen Euro in den Streckenneubau. 

Parallel zur Eröffnung der Stadtbahnlinie 1 wurden im Sommer 2006 sechs neue Straßenbahnen angeschafft. Die NGT8G (Niederflur-Gelenktriebwagen 8-achsig Gera), hergestellt von Alstom/Bombardier in Salzgitter.

Ebenfalls zur Eröffnung der Stadtbahnlinie 1 trat eine Netzreform in Kraft. Diese brachte insbesondere Änderungen bei den Buslinien mit sich, die nun verstärkt als „Zubringer“ zu den Endstellen der Straßenbahnen eingesetzt werden und so das Verkehrsaufkommen im Stadtzentrum reduzieren. Zudem gilt nun in den Hauptverkehrszeiten 10-Minuten-Takt auf der Linie 1, 5-Minuten-Takt auf der Linie 3 und 20-Minuten-Takt bei den meisten Buslinien.

Seit 2004 ist die GVB Gesellschafter der Verkehrsgemeinschaft Mittelthüringen GmbH (VMT), die einen Verbundtarif für Jena, Weimar, Erfurt und Apolda anbietet. Tariflich ist der GVB aber in den VMT noch nicht eingebunden. Ziel ist, diesen Schritt bis 2011 zu vollziehen. 

Bereits 2004 wurde die Linie 2 noch einmal verkürzt. Nachdem die Haltestelle am Bahnhof Zwötzen mit einer Wendeschleife versehen worden war, wurde die alte Wendeschleife aufgegeben und die Linie 2 fährt seither zwischen Bahnhof Zwötzen und Lusan/Brüte (Zeulenrodaer Straße). 

Ab Mai 2007 setzte der GVB sein Stadtbahnprogramm fort: In Gera-Tinz wurde bis November 2008 ein 1,2 Kilometer langer Streckenabschnitt zur Stadtbahn ausgebaut. Straße und Schiene wurden voneinander getrennt und teilweise Rasengleise errichtet. Barrierefreie Haltestellen und die neue Umsteigestelle zwischen Bahn, Stadtbus und Regionalbus an der Berufsakademie erhöhen den Komfort für die Fahrgäste. Der GVB investierte mit Fördermitteln von Bund und Land rund zehn Millionen Euro.

Im August 2007 trat der GVB dem EgroNet-Verbund bei. Das EgroNet-Tagesticket ermöglicht Fahrten mit Bussen und Bahnen in den Verbundunternehmen in Thüringen, Sachsen, Bayern und Böhmen. 

Im Oktober 2007 stellte die GVB ihre Pläne für die Fortsetzung des Geraer Stadtbahnprogrammes vor. Geplant ist unter anderem der Neubau einer Linie 4 nach Langenberg.

Im Dezember 2007 taf die erste von sechs weiteren NGT8G-Bahnen ein. Sie wurde auf den Namen „Otto Dix“ getauft. Bis zum Frühjahr 2008 erhielten auch die anderen fünf Bahnen die Namen berühmter Söhne und Töchter Geras. Eine nachträgliche Namensgebung auch für die bereits vorhandenen NGT8G ist geplant.

Im Juli 2008 feierte die GVB „Zehn Jahre Betriebshof in der Zoitzbergstraße“ mit einem Tag der offenen Tür.

Mit der feierlichen Freigabe der neuen Stadtbahntrasse in Gera-Tinz endet am 28. November 2008 die erste Stufe des Stadtbahnprogramms. 

Die 1970er/80er Jahre

Rückbau in Zwötzen, Neubau in Lusan und Bieblach

Wurde bereits 1968 der Straßenbahnabschnitt Straße der Republik – Untermhaus eingestellt und durch Buslinien ersetzt, traf 1971 dieses Schicksal auch den Abschnitt Straße der Republik – Zwötzen. Nun hatte Gera nur noch eine Straßenbahnlinie: Sie führte von Tinz über Debschwitz nach Zwötzen. Doch markierte dies keineswegs das Ende des Straßenbahnwesens in Gera: 1975 begann der Anschluss von Lusan an das Straßenbahnnetz. Im Februar 1977 wurde der Streckenabschnitt „Straße des 25. Jahrestages“ (heute Nürnberger Straße), im Oktober 1977 der Abschnitt bis zur Zeulenrodaer Straße und im Oktober 1979 das letzte Teilstück bis zur Wendestelle Zeulsdorf eröffnet.

Gleichzeitig endete 1977 eine Ära in Gera: Der O-Busverkehr wurde wegen des hohen Wartungsaufwandes für die Oberleitungen und Fahrzeuge eingestellt. Seit 1939 hatten die drei Verkehrsmittel Straßenbahn, Omnibus und die elektrischen O-Busse nebeneinander bestanden. Zwei Jahre später wurde wiederum eine neue Ära für den Geraer Nahverkehr begründet: Mit der Anlieferung der ersten Straßenbahnen KT4D (Kurzgelenk-Triebwagen 4-achsig Deutschland) aus den tschechischen Tatra-Werken waren nach Jahrzehnten des Um- und Ausbaus gebrauchter Bahnen erstmals wieder fabrikneue Fahrzeuge in Gera unterwegs. Bis 1990 sollten insgesamt 63 solcher Tatrabahnen den Fuhrpark des Verkehrsbetriebes komplett erneuern. Die 1990 als letzter „alter“ Triebwagen aus dem Verkehr genommene Bahn vom Typ Lowa ist heute als historische Straßenbahn Nr. 16 im Originalzustand von 1953 im GVB-Bestand erhalten.

In den 1980er Jahren stand schließlich der Anschluss des zweiten Geraer Neubaugebietes im Mittelpunkt: Im Dezember 1986 wurde der erste Teilabschnitt bis zur Heidecksburgstraße feierlich eingeweiht, 1989 der Schlussabschnitt bis zur Wendeschleife Bieblach-Ost. 1982 war das Unternehmen als „VEB Städtischer Nahverkehr Gera“ in das neue „Volkseigene (VE) Verkehrskombinat Gera“ integriert worden. Ebenfalls 1982 ging die Straßenbahnlinie 2 in Betrieb, die in Hauptverkehrszeiten die Wendeschleife Zwötzen mit der Umsteigestelle Straße der Republik verband. Mit der (Wieder-)Inbetriebnahme der Trasse nach Zwötzen hatte Gera so zumindest zeitweise wieder drei Straßenbahnlinien: Die Linie 1 von Zeulsdorf nach Tinz, die Linie 2 von Zwötzen zur Straße der Republik und die Linie 3 von Zeulsdorf nach Bieblach-Ost. In den Hauptverkehrszeiten wurde zudem die Linie 1E zu Verstärkerfahrten auf dem Abschnitt Zeulenrodaer Straße – Tinz eingesetzt.

Die 1950er/60er Jahre

Netzerweiterung in die Vororte

War Gera im zweiten Weltkrieg (1939 – 1945) von Zerstörungen zunächst weitgehend verschont geblieben, beschädigte die Bombennacht vom 6. April 1945 doch die Kraftwerks-, Schienen- und Oberleitungsanlagen der Stadt erheblich. Dennoch nahm nach Kriegsende bereits im Juni 1945 der Nahverkehr seinen Betrieb wieder auf. Ging die Gesellschaft im Juli 1949 ins Eigentum der Stadt über, firmierte sie zunächst als „KWU-Verkehrsbetriebe“ und wurde 1951 in VEB (K) Städtischer Verkehr umbenannt. Ab 1962 lautete die Firmenbezeichnung schließlich „VEB (K) Verkehrsbetriebe der Stadt Gera“.

Die 1950er Jahre waren von einer Erweiterung des Nahverkehrsnetzes auch in die Vororte geprägt. So wurde 1950 eine Buslinie eingerichtet, die die Straßenbahnendstelle in Tinz mit Langenberg verband, 1952 kamen Buslinien in die Westvororte hinzu. Seit 1950 waren zudem auch die inzwischen vier Geraer O-Busse wieder im Einsatz, nachdem die Schäden an den Oberleitungen für die Elektrofahrzeuge repariert worden waren. Um die neuen Wohngebiete in Lusan zu erschließen, wurden ab 1956 die Straßenbahntrasse verlängert: Auf der Debschwitzer Seite über die Keplerstraße bis zur Zoitzbergstraße und auf der Zwötzener Seite von der Straße der Aktivisten (heute Ruckdeschelstraße) über die Zwötzener Brücke bis zur Zoitzbergstraße. Als schließlich auch die auf der Zwötzener Seite gelegene Ochsenbrücke befahrbar war, setzte ab 1959 ein Ringverkehr ein: Von der Straße der Republik (heute Heinrichstraße) über Debschwitz – Lusan – Zwötzen – Wintergarten wieder zurück zur Straße der Republik. Von dort führten die Straßenbahnlinien weiter nach Tinz und nach Untermhaus. Das Straßenbahndepot befand sich weiterhin in der Neuen Straße, also ebenfalls im Zentrum.

Ab 1960 machte die Wendeschleife in Tinz (in Untermhaus bestand bereits seit 1930 eine solche Wendemöglichkeit) das umständliche Rangieren auf Ausweichgleisen überflüssig. Künftig konnten so genannte „Ein-Richtungs-Fahrzeuge“ eingesetzt werden, die nur noch an einem Fahrzeugende einen Fahrerstand und nur noch auf der rechten Fahrzeugseite Türen hatten.

Die seit 1961 gebaute Umsteigestelle in der Straße der Republik (Heinrichstraße) wurde 1964 anlässlich der Arbeiterfestspiele offiziell eingeweiht - die bis dahin genutzte Umsteigestelle am Roßplatz entfiel. Bis 1978 sollte es dauern, ehe auch alle Bushaltestellen von der Ernst-Thälmann-Straße in die Straße der Republik verlegt wurden und ein echter Verkehrsknotenpunkt entstand – wie er sich übrigens heute in der zentralen Umsteigestelle Heinrichstraße wieder findet.

Bis Mitte des 20. Jahrhunderts

Stetiges Auf und Ab in den Kriegswirren

Erst nach der Jahrhundertwende nehmen die Fahrgastzahlen in den Geraer Straßenbahnen wieder zu, begründet in einem wirtschaftlichen Aufschwung, der darüber hinaus auch zu einem insgesamt höheren Energieverbrauch führt. 1908 ist der Bau eines weiteren Kraftwerkes erforderlich, weswegen die Straßenbahn AG verschiedene Grundstücke in der Neuen Straße erwirbt und dort auch das Straßenbahndepot, Werkstätten, Güterhallen und die Verwaltung konzentriert; bereits 1918 macht sich in der Neuen Straße eine Kraftwerkserweiterung notwendig. 

Bereits 1911 hatte sich die Gesellschaftsstruktur der Geraer Straßenbahn AG geändert: Nach dem Verkauf von Aktienanteilen an die Sächsische Straßenbahn AG Plauen werden die beiden Tochterunternehmungen „Geraer Elektrizitätswerk“ und „Straßenbahn AG“ gegründet. Schon drei Jahre später beendete der Ausbruch des ersten Weltkrieges (1914 bis 1918) diese kurze Blütezeit wieder: Mit Kriegsbeginn sinken die Fahrgastzahlen rapide, die Generalmobilmachung führt zudem zu einem Personalmangel, der aber durch die Ausbildung von Frauen zu Fahrerinnen und Schaffnerinnen noch abgefedert werden konnte. Erst die ab 1919 einsetzende rapide Geldentwertung bringt den Straßenbahnverkehr in Gera letztlich zum Erliegen: Als 1923 eine Einzelfahrt 12 Milliarden Mark kostete, stellt die Straßenbahn AG den Betrieb ein. Die Inflation begründete aber auch den Fahrscheinvorverkauf: Musste anfangs jeder Passagier den Fahrpreis als Münze in einen beim Fahrer angebrachten Zahlkasten werfen, wurde dies mit der Geldentwertung und dem Druck immer neuer Geldscheine mit astronomischen Summen unmöglich – also wurden erstmals Fahrscheine verkauft, die der Fahrer nur noch entwertete.

Nach dem Ende der Weltwirtschaftskrise kehrte auch der Geraer Nahverkehr in ruhigeres Fahrwasser zurück. Um das weiterhin aus drei Linien bestehende Verkehrsnetz besser zu verknüpfen, entstand 1927 am Roßplatz (heute Platz der Republik) eine zentrale Umsteigestelle mit Schutzinseln für die Reisenden, die 1939 sogar um eine Wartehalle ergänzt wurde. Mit Gründung der „Kraftwerk- und Straßenbahn AG“ war ab 1928 erstmals die Kommune direkt an der Energieversorgung und dem Straßenbahnwesen Geras beteiligt: Die Stadt brachte ihr Elektrizitätswerk in der Schafwiesenstraße in Untermhaus in das neue Unternehmen ein, die Straßenbahn AG ihre Betriebsanlagen. Vereinbart wurde, dass bis 1950 in festgelegten Jahresscheiben immer mehr Aktienanteile an die Stadt verkauft werden sollten, bis diese die Mehrheit oder sogar die Alleineignerschaft an der Gesellschaft erreicht hätte.

Nach Jahren des Ausbaus und der Erweiterung des Straßenbahnnetzes in Gera, schien Mitte der 1930er Jahre ein Rückzug des schienengebundenen Nahverkehrs einzusetzen: 1935 wurde die erste Geraer Omnibuslinie eröffnet. Sie befuhr die Strecke Hauptbahnhof – Markt – Leumnitz und ersetzte den Straßenbahnabschnitt Hauptbahnhof – Roßplatz; nach Einführung einer zweiten Buslinie zum Krankenhaus fiel auch der Streckenabschnitt Roßplatz – Dahliengarten weg. 

Am 2. November 1939 wurden erstmals in Gera Oberleitungsbusse (O-Busse) eingesetzt. Die mit weitaus mehr Sitzplätzen als herkömmliche Busse ausgestatteten Fahrzeuge bedienten die Linie Platz der SA (vormals Roßplatz, heutiger Platz der Republik) – Johannisplatz – Markt – Reußische Kaserne - Leumnitz. Die elektrisch betriebenen Fahrzeuge hatten auf dieser Strecke mit ihren starken Höhenunterschieden Vorteile im Vergleich zu den "herkömmlichen" Bussen. Dennoch wurde der O-Bus-Betrieb 1977 wieder eingestellt: Neue Fahrzeuge wurden damals kaum noch entwickelt, an Kreuzungen mit Straßenbahnverkehr gab es immer wieder Probleme mit den Fahrleitungen und schließlich war die O-Bussparte im Unternehmen so klein, das eine Aufrechterhaltung der Infrastruktur nicht lohnend erschien.

Neustart nach 1990

Modernisierung von Netz und Objekten

Ab 1990 setzte im Geraer Nahverkehr eine umfassende Modernisierung ein. Der VEB (K) Städtischer Nahverkehr Gera wurde im Juli 1990 in den Geraer Verkehrsbetrieb GmbH (GVB) umgewandelt. Schnell wurde diese Modernisierung im Fuhrpark sichtbar: Nachdem die letzte Lieferung der Tatra-Fahrzeuge KT4D in Gera eintraf, konnten im Oktober 1990 die teilweise noch aus den 1950er Jahren stammenden zweiachsigen Straßenbahnen aus dem Verkehr gezogen werden. Nun bestritt die GVB seine Verkehrsleistung allein mit insgesamt 63 KT4D, die größtenteils zusammen gekuppelt auf der Linie 3 fuhren.

1992 beging der Geraer Verkehrsbetrieb mit einer großen Feier sein 100-jähriges Bestehen. 

Im Dezember 1991 brachte die GVB mit dem Kauf des ehemaligen WEMA-Union-Geländes in der Zoitzbergstraße ein Projekt auf den Weg, das bereits seit den 1950er Jahren immer wieder diskutiert und wieder verworfen wurde: Den Bau eines neuen Betriebshofes als gemeinsamen Standort für alle Betriebsteile des GVB. Nach der Grundsteinlegung im April 1995 wurde der neue Betriebshof in der Zoitzbergstraße 3 im Juli 1997 bezogen und 1998 endgültig fertig gestellt.

1996 setzte die GVB mit einer großen Netzreform auf leicht merkbare Taktzeiten und eine einheitliche Hauptverkehrszeit: Künftig fuhren die Bahnen der Linie 3 tagsüber im 5-Minuten-Takt, die innerstädtischen Busse im 10-Minuten-Takt. Dies erleichterte den Fahrgästen das Umsteigen zwischen den Verkehrsmitteln. Um das Bus- und Bahnfahren zusätzlich zu vereinfachen, wurde das Fahrscheinsortiment deutlich ausgedünnt. Die Linie 2, die zu der Zeit zwischen Zwötzen und Tinz verkehrte, wurde verkürzt und pendelte nun zwischen der Wendestelle Zwötzen und Lusan/Brüte. 

Mit der Neugestaltung der Geraer Innenstadt und dem Bau des Einkaufszentrums Gera-Arcaden wurde die zentrale Umsteigestelle Heinrichstraße komplett umgestaltet und Ende 1998 übergeben. Busse und Bahnen halten nun am selben Bahnsteig und machen das Umsteigen zum Kinderspiel. 

1999 brachte die Stadt Gera den Geraer Verkehrsbetrieb (GVB) in die Stadtwerke Gera AG ein.

1999 begann die Modernisierung der Tatra-Fahrzeuge, sie erhielten neue Fahrgastsitze, neue Türen, Bordsetzumrichter und Choppersteuerung. Einige Fahrzeuge wurden darüber hinaus zu so genannten KTNF8 (Kurzgelenk-Triebwagen Niederflur 8-achsig) umgebaut: Sie sind länger und verfügen im Mittelteil über einen abgesenkten Niederflureinstieg, der Behinderten oder Fahrgästen mit Kinderwagen das Einsteigen erleichtert. 

Die Gründerjahre (1891 bis 1900)

Deutschlands zweite Stadt mit einer "Elektrischen"

Mit dem Wirtschaftsaufschwung stieg Ende des 19. Jahrhunderts die Einwohnerzahl Geras deutlich an, Gütertransporte und der „Individualverkehr“ – damals mit Lohndroschken abgewickelt – nahmen zu. Um dem Wildwuchs Herr zu werden, entwickelten die Stadtväter bereits ab 1880 Pläne für einen schienengebundenen Straßenbahnverkehr – allerdings noch mit Pferden als Zugtieren. Der Bedarf schien gegeben. So ermittelte 1886 eine Verkehrszählung am Bahnübergang am Theater, dass täglich 8770 Fußgänger und 490 Pferdegeschirre diesen wichtigen Verkehrsknotenpunkt passierten. 

Parallel zu diesen Plänen ging bereits 1891 in Halle die erste elektrische Straßenbahn in Betrieb und stellte in punkto Sauberkeit, Schnelligkeit und Sicherheit ihre Vorteile gegenüber den Pferdebahnen unter Beweis. So erteilte auch die Stadt Gera Anfang 1891 die Konzessionen zum Betrieb einer Straßenbahn und zur Stromversorgung entlang der Trassen an die eigens dafür gegründete „Geraer Straßenbahn Aktiengesellschaft“. In diesem Unternehmen liegt der Ursprung des öffentlichen Nahverkehrs sowie der Produktion und Versorgung mit elektrischer Energie in Gera. Denn Voraussetzung für den Betrieb einer elektrischen Straßenbahn ist natürlich das Vorhandensein von Strom sowie dessen sicherer Transport an die Trasse. Unternehmenszweck der Straßenbahn AG war neben dem Bau und dem Betrieb eines Straßenbahnennetzes zur Personen- und Güterbeförderung auch die Entwicklung von elektrischer Straßenbeleuchtung, die die bis dato üblichen Gaslaternen ablösen sollte. 

Zu diesem Zweck nahm die Straßenbahn AG im Januar 1892 in der Elisabethstraße 4 (heutige Amthorstraße) das erste Geraer Kraftwerk – Centralstation genannt – in Betrieb. Dies war Voraussetzung dafür, dass am 22. Februar 1892 Gera als zweite Stadt in Deutschland mit einem elektrischen Straßenbahnverkehr beginnen konnte. Zwei Linien wurden zunächst bedient: Die Linie A von Untermhaus nach Lindenthal, die Linie B von Tinz nach Debschwitz; im April 1893 kam die Linie C vom Bahnhof nach Pöppeln dazu. Ständige Veränderungen am Liniennetz, Bauarbeiten an den Gleisen und schwankende Fahrgastzahlen prägten die Anfangsjahre des Geraer Straßenbahnwesens – von einem renditestarken Unternehmen war die Straßenbahn AG damals weit entfernt.

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